Ich besuche Phil in der Justizvollzugsanstalt, und er behauptet, es ginge ihm jetzt besser. Früher war Phil mein Nachbar. Er hatte bei uns im Haus so eine Art Blumenladen, aber vor allem schnitzte er Schildkröten und Waldgeister aus abgesägten Baumstämmen heraus. Phil musste Insolvenz anmelden. Die Wohnung über dem Laden, in dem jetzt ein russischer Bäcker weiche Brötchen und labbrige Teilchen verkauft, durfte Phil behalten. Er hat dann bei Bahlsen Kekse verpackt und hätte eigentlich doch umziehen müssen, damit sich das finanziell ausgeht. Aber Phil hat lieber weniger gegessen. Als er noch seine Blumen, Schildkröten und Waldgeister hatte, hatte Phil außerdem auch eine Freundin. Zumindest war da manchmal eine Rothaarige, die ihn vor dem Blumenladen geküsst hat. Aber Phil ist dann immer dünner geworden, und je dünner er wurde, desto mehr hat er sich geschämt. Er ist außer zu Bahlsen kaum noch aus dem Haus gegangen, und wenn doch, dann hatte er so einen komischen Gang, immer nah an den Häuserwänden entlang und den Blick auf den Boden gerichtet. Phils Stimme wurde immer leiser. Die Arbeit in der Keksfabrik ist gut, meinte er, aber das hat er sich selbst nicht geglaubt. Seine Umgebung war ihm halt wichtig, unsere Nachbarschaft, aus der wollte er nicht weg, obwohl da eigentlich keiner war, der wegen ihm geblieben wäre. Die nächste Mieterhöhung konnte er dann nicht mehr mit, deshalb wollten sie ihm kündigen. Bei den Keksen konnte er nicht mehr verdienen, da gab es keine Aufstiegschancen für Phil. Keiner hat was davon geahnt, was Phil vorhatte. Aber auf einmal ging er wieder aufrechter, und sein Blick war mehr so von der Sorte: Komm doch her, wenn du was von mir willst! Da hätte man vielleicht was ahnen können, dass da so was passiert, was dann passiert ist.