März 2016

Hong Kong Transfer

Flughafen Frankfurt am Main – Transfer zu Flug LH 0796 nach Hongkong, Passkontrolle. Am Schalter in der Mitte versucht ein Polizist sich sein Maschinengewehr umzuhängen. Etwas stimmt mit dem Gurt nicht. Es hängt zu hoch, fast unter seiner Brust. Er zerrt daran herum, kriegt es kaum mehr über den Kopf gezogen, dreht uns den Rücken zu, als wär er ein Entfesslungskünstler, der fürchtet, seinen Trick zu verraten. Er hält das Maschinengewehr wieder in der Hand, dreht sich zu uns, aber sein Blick hängt am Gurt. Er versucht erneut sich das Gewehr umzuhängen, führt‘s über den Kopf, dann sitzt es, er setzt sich seine Mütze auf und verlässt den Schalter. Ich muss zum Schalter links daneben, starre auf die Oberarme des Beamten, der seinen Blick nicht aus meinem Pass nimmt. In Kassel geboren, bemerkt er dann. Ja. Ich hab da meine Ausbildung gemacht, meint er, in Fuldatal. Ja, klar, kenne ich. Er kommt aus Bad Vilbel. Ist ja eher Südhessen, ich bin Nodhesse, sage ich. Stimmt, meint er, grinst und gibt mir den Reisepass zurück. Auf einer Herentoilette streitet sich ein Alter mit einer Schwarzafrikanerin, wer für welche Toilete zuständig ist. Sie hat andere Vorstellungen wie wann wo was gereinigt werden soll. Er hat den Kabinenbereich beeits gesperrt und will sich nicht reinreden lassen, ist beleidigt, weil er den Job schließlich schon 30 Jahre länger macht als sie. Mindestens.

Hong Kong, Hotelzimmer im 26. Stock, Ausblick zwischen Wolkenkratzern aufs Meer. Am Abend mit Li im Dunst auf der Promenade. Gespenstisch, finden wir, aber am anderen Ufer macht‘s trotzdem blingbling. Li lacht über den Ausdruck, hat ihn noch nie gehört. Überall zwängen sich Fußball- und Basketballplätze zwischen die Hochbauten. Ein schwarze Katze mit Akne weiß nicht, ob sie uns anspringen soll. In einem 7 eleven-Shop sage ich ‚danke‘, als ich das Wechselgeld bekomme. Die Straßenbahn ist ein Doppeldecker. Morgen früh Abfahrt nach Huizhou. Mal sehen, ob wir’s finden.

6 Tage China

Ich reise nach China. Morgen breche ich auf in Richtung Guangdong; das ist eine Provinz im Süden des Landes. Da werden die Hosen gefertigt, die ich trage. Ich will dort nach Europa suchen – in Hashitate. Das ist ein Dorf aus Österreich. In Österreich heißt das gleiche Dorf Hallstatt. In Österreich war ich schon, aber ich war noch nie in China. Deshalb mache ich mich dort lieber erst mal auf die Suche nach etwas, das mir vertraut erscheint. Und dann gucke ich, ob ich da vielleicht irgendwo auch China finde.

Mars on Earth

Ein Schulklasse zieht am Rohbau des alten Schlosses vorbei, niemand bemerkt, dass es wie Alexa, die Mall, aussieht. Die Schüler sind zwischen 14 und 15 Jahre alt. Vielleicht sind es keine Schüler, vielleicht gehören sie einfach so zusammen, aber als ich sie nach dem Mars frage, danach, was ihnen zum Mars einfällt, fällt ihnen nichts ein. Das ist ein Planet, sage ich. Wieso, fragt einer. Es gibt doch nur einen, meint ein anderer. Die Mädchen kichern, aber sie wissen auch nichts von mehreren Planeten. Sie sind fokussiert auf ihre Heimat; die ist absolut. Wir posieren für ein Foto. Wo ist deine Kamera, fragt der Bildermacher. Ich habe keine, sage ich. Lautes Kreischen. Willkommen im Weltraum.

Hannah Montana fickt die Schlange Mohammed

Jessica war acht und dick und voll proll und hatte rosa T-Shirt mit Hannah Montana drauf und war eine Oppositionelle. Aus Prinzip. Aber sie konnte den Hannah-Montana-Tanz, war Teil der Choreographie und des Chores und bekam natürlich den stimmlichen Solo-Part und das war der einzige Moment, wo sie mal die Klappe hielt und nicht gegen war, wenn sie da tanzte und sang. Und trotzdem sah man ihr das an, dass sie sich später prügeln würde. Sie zog mit ihren fetten Freundinnen durch den Wedding um alles abzuziehen, was nicht rechtzeitig die Flucht ergriff. Es war klar, dass Jessica auf die Fresse fallen und immer wieder aufstehen würde. Vielleicht würde sie Familien- oder Verteidigungsministerin. Vorerst war sie in der Opposition oder wahlweise Hannah Montana. Und Mohammed war eine Schlange. Vom Paradies zumindest hatte Jessica noch nichts gehört, jedenfalls war es ihrer Ansicht nach Adam, der in den Apfel biss, beziehungsweise Mohammed, also er biss in den Apfel, und die Schlange wickelte sich um seinen Hals, und in der Tat war der Apfel rot.

Affe Mensch Mars

Die russische Raumfahrt will Affen zum Mars schießen, um herauszufinden, wie menschliche Wesen auf 6 Monate Raumflug reagieren. Die Affen wissen auch noch nicht, wie sie reagieren werden, aber für sie ergibt sich vor allem das Problem, dass niemand weiß, wie sie zurückkommen sollen. Die russsische Raumfahrtbehörde weiß es auch nicht, beziehungsweise, sie weiß, dass es für die Affen kein Zurück mehr geben wird. Deshalb protestiert die Tierschutzorganisation PETA gegen das Projekt. Sie verweist auf die NASA, die bei diesem Affe-Mars-Problem schon viel weiter ist. Die testen nämlich ohne Affen. Meine Idee ist es, mich in Russland für das dortige Raumfahrtunternehmen anzubieten. Also ich biete an, dass ich anstatt der Affen fliege. Weil PETA sich dann nicht mehr beschweren kann, und die Affen wieder der Medikamentenforschung überstellt werden können. Und ich komme endlich mal raus aus diesem Leben hier. Und wenn ich nicht mehr zurück kann, ist das ja meine Entscheidung. Das unterscheidet mich von den Affen. Dass ich frei darüber entscheiden kann. Am Ende werde ich vielleicht der erste Mensch auf dem Mars sein. Das ist doch großartig.